Wo sollte man seinen Dackel kaufen? Die Kleintierklinik Bergstraße schrieb zu diesem Thema aus gegebenem Anlasse folgenden Artikel. Bitte lesen und beachten.

Anfang der Woche wurde uns von einer Familie der gerade mal 2 Tage zuvor erworbene Hundewelpe gebracht. Das Tierchen erbrach sich im Grunde seitdem die Familie ihn zu sich geholt hatte, litt unter starkem Durchfall, wollte nicht fressen und war bei der Vorstellung hier völlig teilnahmslos; reagierte nicht mal, als ihm der Venenzugang gelegt wurde.

Die niederschmetternde Diagnose: Parvovirose. Eine Durchfallerkrankung durch Viren, die v.a. Welpen betrifft. Gegen die geimpft werden kann. Symptome sind massive, oft auch blutige Durchfälle, sehr schlechtes Allgemeinbefinden, oft auch Erbrechen, Futterverweigerung. Und nicht selten versterben die Hunde. Wie auch unser kleiner Patient. Nach 2 Tagen kämpfen konnte sein kleiner Körper einfach nicht mehr. Für die Familie ein Trauma. 

Für uns Tierärzte leider immer wieder, und gerade in den letzten Jahren wieder zunehmende Realität. Und Frustration.

Auf Nachfrage zur Herkunft des kleinen Hundes, zum Impfstatus, Entwurmung etc. konnten uns die Besitzer nämlich leider kaum Auskunft geben. Sie hatten den Welpen über eine Kleinanzeige gefunden. Das Muttertier haben sie nie gesehen und auch keine Wurfgeschwister. Die Übergabe erfolgte aus dem Auto heraus. Ohne Papiere, ohne Impfpass. Nicht mal das Alter kannten sie genau. So ca. 9 Wochen hatte man ihnen gesagt.. Und dass es ein Chihuahua-Mix sei. Jetzt war auf der angegebenen Telefonnummer niemand mehr zu erreichen.

Kein Tierarzt kann bei Mischlingen eine wirklich seriöse Aussage zu den beteiligten Rassen machen, nicht ohne einen DNA-Test. Aber der kleine Wurm sah ja nun mal garnicht aus wie ein Chihuahua-Mix. Und auch an der Altersangabe von 9 Wochen hatten wir sehr unsere Zweifel, dem Zahnstatus nach zu urteilen war das Würmchen deutlich jünger. Mal abgesehen davon, dass man sich schon wundert, wenn der „Züchter“ nicht mal weiß, wie alt sein Welpe ist.

Was klar war: hier haben wir mal wieder ein Beispiel für das dreckige Geschäft mit Welpen.

Man kann es nur immer wieder laut in die Welt hinausschreien:

AUGEN AUF BEIM HUNDE- UND KATZENKAUF!!!

Ich möchte an dieser Stelle keine Diskussion anfangen, ob es denn nun vom teuren Züchter, vom Tierschutzverein oder Tierheim, von privat oder sonst woher sein soll. Das muss letzten Endes jeder für sich selbst entscheiden.

ABER: es gibt ein paar klare Anzeichen, wann jemand seriös ein gutes Zuhause für den vierbeinigen Nachwuchs sucht, oder ob er nur schnelles Geld mit der Ware Tier machen will.

Welpen sollten mindestens 8 Wochen bei der Mama und den Geschwistern bleiben. Meistens werden sie sogar erst mit 10 Wochen abgegeben. Wenn es nicht gerade gefundene Welpen sind, ist das Geburtsdatum bekannt! Niemand, der eine nette Familie oder ein gutes Zuhause für den Nachwuchs sucht, gibt einem einfach beim ersten Treffen den Welpen auf Nimmerwiedersehen in die Hand. Die meisten Leute möchten schon der potentiellen neuen Familie auf den Zahn fühlen, sie kennenlernen.. Besuchen ist erwünscht!!! Und bei diesen Besuchen sollte man auch mal die Mama und/oder die Geschwister sehen. So kann man sich einen Eindruck über den Gesundheitszustand von Mutter UND Wurf machen. Und sieht auch, in welcher Umgebung die Hunde oder Katzen groß werden. Hunde und Katzen werden in der Regel mit 8 Wochen das erste Mal geimpft, haben somit in ihrem Leben auch schon mal einen Tierarzt gesehen und besitzen einen Impfpass. Ebenso sollten die Babys in den ersten Lebenswochen mindestens einmal entwurmt worden sein. Bei Übergabe sollte ein schriftlicher Vertrag von beiden Seiten unterschrieben werden, in dem die genaue Identität des Tieres steht, Name und Adresse von Käufer UND Verkäufer, sowie die Vereinbarungen zur Übergabe. Ebenso erhält der neue Besitzer alle wichtigen Unterlagen zum Tier ( Impfpass; bei Tierschutzhunden aus dem Ausland auch Unterlagen von dort). Viele Züchter und Tierschutzvereine, aber auch private „Liebhaber“ lassen sich in den Verträgen mittlerweile unterschreiben, dass das jeweilige Tier in einer bestimmten Zeit 
kastriert werden muss und erheben eine Schutzgebühr. 

WARUM? Zum Schutz. Um sich und die Tiere unter anderem vor dem zu schützen, was inzwischen ein florierender Wirtschaftszweig geworden ist. VERMEHRUNG!

Die Muttertiere werden unter erbärmlichen Zuständen gehalten, meist in irgendwelchen Boxen oder Kellern. Ihr einziger Zweck im Leben ist es, Welpen zu erzeugen. Egal unter welchen Umständen. Und der einzige Zweck der Welpen ist es Geld einzubringen. Auch egal unter welchen Umständen. In den meisten Fällen ist sogar normale hygienische Versorgung nicht gegeben, die Hunde leben in ihren eigenen Exkrementen, medizinische Versorgung fast nie. So kann man billig viele Welpen erzeugen. Der Schwund, welcher aufgrund der widrigen Umstände nicht ausbleibt, wird in Kauf genommen.

Natürlich sind Welpen aus solchen Vermehrerstellen , man kann fast sagen –farmen, für den Käufer kostengünstiger zu erwerben. Aber die große Rechnung kommt meist danach. Die Welpen sind verwurmt, verfloht, ungeimpft und nicht selten eben auch krank und/oder verhaltensgestört. Wo viele Tiere auf engem Raum leben, herrscht ein wesentlich erhöhter Infektionsdruck, kommen Krankheiten häufiger zum Ausbruch und halten sich in der Gruppe.

Und dann hat man sich das Hunde- oder Katzenkind nach Hause geholt, hängt sein Herz daran… und verbringt die meiste Zeit beim Tierarzt, oder hat im schlimmsten Fall ein totes Tier und eine hohe Rechnung.

Mal ganz abgesehen vom Leid der Tiere.

Desweiteren sind gerade diese Vermehrerfarmen häufig in Osteuropa zu finden. Und da kommen wir zum nächsten Problem.
Die Einfuhr aus dem Ausland nach Deutschland ist nur mit gültigem Impfschutz gegen Tollwut legal. Dieser muss in einem internationalen Impfausweis dokumentiert sein. Die Tollwutimpfung erfolgt erst im Alter von 12 Wochen und die Einfuhr darf frühestens 21 Tage nach Impfung erfolgen. D.h. ein Welpe muss bei Einfhur mindestens 15 Wochen alt sein. Zudem gilt seit 2011 die Kennzeichnung durch einen Mikrochip unter der Haut, damit man die jeweiligen Tiere ihren Papieren/Impfpässen eindeutig zuordnen kann.

Alles andere ist illegal.

Deutschland gilt seit 2008 nach den Richtlinien der OIE (Weltorganisation für Tiergesundheit), nicht aber nach den strengeren Richtlinien der WHO, als frei von Tollwut. In der Fledermauspopulation ist nach wie vor Tollwut nachgewiesen. Und in den letzten Jahren wurde immer wieder Tollwut bei importierten Hunden nachgewiesen. Tollwut ist eine über Biss/Speichel auf den Menschen übertragbare Viruserkrankung und führt, wenn nicht sofort Maßnahmen eingeleitet werden, zu einer tödlichen, nicht behandelbaren Erkrankung.

Da heißt, die Gesetze zur Einfuhr, Kennzeichnung, Tollwutimpfung etc. sind zum SCHUTZ DES MENSCHEN und des TIERES erlassen worden.

Immer wieder sehen Tierärzte in der Praxis viel zu junge Hundewelpen mit sogenannten „Impfausweisen“, die ein Witz sind. Keine Identifizierung, keine Tollwutimpfung, oder bei Tieren eingetragen, die eindeutig noch nicht impffähig sind.

Wer mit Verantwortung ein neues Lebewesen in seine Familie holen möchte, hat die Pflicht sich kundig zu machen. Wenn es Ihnen komisch vorkommt, wie der Verkäufer auftritt, Sie die oben genannten Punkte nicht erfüllt sehen: gehen Sie!!!! Nehmen Sie den Welpen nicht. Melden Sie den Verkäufer beim zuständigen Veterinäramt oder bei der Polizei.

Das tut weh, ja. Und man möchte sich zerreißen, weil man den kleinen, süßen Wurm retten möchte.

Aber Ihr Kauf unterstützt das Geschäft. Wo ein Absatz stattfindet, gibt es keinen Grund die Produktion zu stoppen. Sie retten vielleicht nicht den kleinen Hund, die kleine Katze. Aber vielleicht die Vielen, die nachkommen würden.

Natürlich kann man auch bei einem teuren Züchter, beim Tierschutzverein oder Tierheim Pech haben und einen kranken Hund bekommen. Aber hier ist in der Regel ein Interesse des Verkäufers am Wohl des Tieres auch über den Verkauf hinaus vorhanden und man kann sich verständigen. 

Wer sich nach diesen Zeilen immer noch sagt: ist mir egal. Beim Züchter ist mir zu teuer. Auf dem Parkplatz, aus dem Kofferraum heraus, zwischen Tür und Angel zahl ich halt nicht so viel..

BITTE kaufen Sie sich kein Lebewesen. Kaufen Sie sich eine Topfpflanze. Aus Plastik.

Ein Lebewesen in die Familie aufzunehmen, heißt Verantwortung zu übernehmen und zu tragen, für dieses Leben. Egal ob zwei- oder vierbeinig. In guten wie in schlechten Zeiten, in Gesundheit und Krankheit und Alter.

Die Besitzer von unserem Patienten haben sich jetzt schlau gemacht, haben im Internet gesucht. Und haben zwei weitere Familien ausfindig gemacht, die wohl vom gleichen Verkäufer Welpen erworben haben. Einer ist ebenfalls verstorben, der andere ist seit 1 Woche in einer anderen Tierklinik stationär. Eine Anzeige bei der Polizei wurde gestellt.

Quelle: Post auf facebook der Kleintierklinik Bergstraße